Boule Spiel Videoanalyse

Boule für Einsteiger und Fortgeschrittene

Ein großes Tablet steht für alle einsehbar auf einem Tisch. Peter Heethey spielt die Sequenz noch einmal in slow-motion ab und erklärt: „Du machst das gut. Du stehst stabil, bist fokussiert – gute Armhaltung! Aber hier: Beim Abwurf gehst du zu stark in die Knie und wippst mit dem Körper hoch. Siehst du das? So viel Schwung ist nicht nötig. Die Bewegung in den Knien führt zu einem unruhigen Wurfarm und die Kugel geht dir verloren.“ 

Die Video-Analyse zeigt allen Teilnehmenden, wo ihr individuelles Verbesserungspotenzial liegt. Peter Heethey hat jedem zusätzlich einen Papierausdruck von der persönlichen Schwachstelle mitgebracht. So intensiv kann sich mit Boule beschäftigen, wer das Spiel in der Freizeit oder vielleicht sogar als Turniersport betreiben will.

„Darüber hinaus ist Boule ein sehr geselliges Spiel. Viele lernen es, wie ich selbst, im Frankreich-Urlaub kennen. Und das Schöne daran ist, dass es auch Ältere prima spielen können. Auch Leute, die nie Sport gemacht haben. Frauen wie Männer, Jung und Alt. Das passt immer.“

…weiß Heethey aus Erfahrung. Elf Personen beteiligen sich bei seinem Kurs in Harsewinkel. Im Michel-Vauthrin-Park treffen sie sich. Zuerst wird die Spielfläche von Ästen und Laub befreit, dann dehnen sich die Teilnehmenden und los geht es. Heute üben sie mit einem festgelegten Donnée, also die Kugel nach dem Wurf auf einem bestimmten Platz niedergehen zu lassen. Dadurch kann der Wurf besser geplant werden. Das ist wichtig, um beim Legen das Spiel strategisch aufzubauen und den Mitspielern den Weg zum Schweinchen zu versperren, der kleinen bunten Zielkugel. Denn das Team, dessen Kugeln zum Schluss am dichtesten an der farbigen Zielkugel liegen, erhält die meisten Punkte. 

Heethey hat für eine Visionsübung eine kleine Holztafel mitgebracht, die er entsprechend positioniert. Davor zieht er kleine Felder: 0, 1, 3, -2 markiert er darin. Das Ziel ist nun, die Kugel vom 50 cm Innendurchmesser großen Abwurfkreis aus möglichst bei 1 oder bei 3 niedergehen zu lassen, denn da gibt es einen oder drei Punkte. Keinen Punkt oder sogar zwei Miese zu erreichen, wäre schlecht. Die Holzwand als optisches Hindernis hilft den Spielern, die Trefferquote wird im Laufe der Zeit besser. Heethey notiert die Ergebnisse:

„So kann ich belegen, dass sich der Wurf des Einzelnen verbessert.“

Jede Menge Details stehen auf dem Trainingsplan, die wortwörtlich spielerisch erlernt werden. „Der Bewegungsablauf für jede Technik muss stimmen, wenn man erfolgreich sein will“, weiß Heethey, der selber in der Bezirksklasse startet. „Wenn ich beim Spielen den Arm verziehe oder beim Öffnen der Hand einen Finger verdrehe, gebe ich der Kugel einen falschen Impuls, der sich auf dem Weg zum acht bis zehn Meter entfernten Ziel fatal auswirkt. Denn da machen wenige Millimeter in die falsche Richtung zum Schluss doch viel aus!“ 

Wie bei anderen Sportarten auch macht die Übung den Meister. Heethey spielt schon seit 12 Jahren selbst Boule und absolviert gerade seinen Trainerschein. Einige der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer spielen Boule inzwischen auch an anderen Orten außerhalb des Kurses. Heethey: „In vielen Parks gibt es Bouleflächen. Und es gibt ja auch jede Menge Vereine, bei denen man spielen kann.“

»Eigentlich bin ich unsportlich«

Die Kursteilnehmer sind mit Feuereifer dabei, beobachten sich gegenseitig und kommentieren: Es herrscht eine lockere Atmosphäre, in der gerne miteinander gelacht wird. Gabi Kaldyk ist begeistert. „Ich wollte einen Kurs gemeinsam mit meinem Mann belegen. Da passt Boule hervorragend. Eigentlich bin ich unsportlich“, sagt sie lachend. 

„Aber es macht uns großen Spaß. Und wir haben festgestellt, dass zwei Stunden Boulespielen so viel Kalorien verbraucht wie 30 Minuten Schwimmen. Wer hätte das gedacht?“  

Sie spielen mit Metallkugeln. „Damit man sich richtig gut einspielt, sollten es Wettkampfkugeln sein. Die wiegen zwischen 650 und 800 Gramm,“ weiß Heethey. „Und vor allem ist jede Kugel gleich schwer. Das ist wichtig, wenn man Würfe reproduzieren möchte. Hobbysets sind ungeeignet. Da wiegt jede Kugel anders.“ Heethey hat genug Kugeln für alle Teilnehmer dabei. Zum Ausprobieren des Sports von der Côte d’Azur ist bei ihm alles vorhanden. Wer das Boulespielen ausprobieren möchte, kann im Herbst mit Peter Heethey „boulandern“, also wandern und zwischendurch eine Runde Boule spielen

Draußen und umsonst

Boule ist ein generations- wie geschlechterübergreifendes Spiel und inklusiv dazu. Mindestens zwei Spieler müssen sich finden. Aber es gibt auch andere Konstellationen für die Teams, die sich ständig neu zusammenstellen können. Öffentliche Bouleplätze oder zum Boulespiel geeignete Flächen gibt es in vielen Kommunen der vhs-vhs. „Wer früher Hand- oder Fußball gespielt hat oder Tennis, hat oft ein gutes Feeling für Boule“, sagt Heethey. „Erlernbar ist Boule wirklich für alle.“ Mit den richtigen Tipps und Tricks aus dem Kurs können sich alle deutlich verbessern.

Spielformen

Tête-à-tête: 2 Spieler starten mit jeweils 3 Kugeln.
Doublette: Es spielen 2 Teams mit jeweils 2 Spielern. Jeder Spieler nutzt 3 Kugeln, also hat jede Mannschaft 6 Kugeln.
Triplette: Es treten 2 Mannschaften mit jeweils 3 Spielern an. Jeder Spieler hat 2 Kugeln, also spielt jedes Team auch hier 6 Kugeln.

Text und Fotos: Almuth Thöring